Wie sähe die Welt aus, wenn der liebe Gott ein Bayer wäre? Ganz gewiss wäre dann vieles anders gelaufen. So vermessen ist der Gedanke gar nicht. Andere Völker haben ähnliche Überlegungen angestellt, indem sie den lieben Gott zum Landsmann gemacht haben.
Da heißt es zum Beispiel: einer lebe „wie der Herrgott in Frankreich“. Warum sollte dem lieben Gott ausgerechnet Frankreich gefallen? Wegen der guten französischen Küche? Kaum. Ihm reicht das Abendmahl. Und Gott sich in Paris wohl fühlen zu lassen, erscheint mir doch ein wenig gotteslästerlich. Warum sagt man nicht: einer fühlt sich wohl wie der Herrgott in Bayern? Bei uns ist alles solider: Mehr Klöster, mehr Kirchen, mehr Kruzifixe. Und neben dem sündigen Nachtleben von Paris ist das Nachtleben der bayerischen Hauptstadt die reinste Wallfahrt. Die Amerikaner sagen, ihr Land sei „Gottes eigenes Land“. Wenn das für Trumps Vereinigte Staaten von Amerika gilt, dann gilt das für das Bayernland wohl tausendfach mehr. Keine Schule, kein Amt und kein Gasthaus, in dem nicht ein Marterl hängt, kein Landkreis ohne Kloster, kein Dorf ohne Kirchturm.
Die Brasilianer behaupten gar „Gott selber sei Brasilianer“. So anspruchsvoll sind wir nicht. Der Herrgott in Lederhosen mit Gamsbart am Hut, das beanspruchen wir nicht. Aber es gibt schon Leute in unserem Land, die sich vorstellen können, dass der Liebe Gott ein wenig so ausschaut wie der Franz Josef Strauss.
Und wenn so mancher Bayer das Zeug zum lieben Gott hat, warum sollte umgekehrt der Liebe Gott nicht etwelches Talent zum Bayern haben? Wobei wir natürlich an den Allmächtigen denken, und nicht an das kleine uneheliche Kind, das im Stall geboren wurde. Wenn schon der Liebe Gott, dann das gestandene Mannsbild, das uns sagt, wo es lang geht, und das, wenn es sein muss, auch mal mit der Faust auf den Tisch haut.
Fest steht jedoch, wenn der Herr einer von uns gewesen wäre, so hätte er seinen Sohn in Bayern das Licht der Welt erblicken lassen. Wie viel mehr Frieden herrschte auf Erden wäre das Christkind in einem Stall in Altötting auf die Welt gekommen – und nicht da unten bei den Palästinensern, Terroristen und Ungläubigen
Als Bayer hätte sich der Herr auch nicht so beeilt. Er hätte sich mehr Zeit mit der Schöpfung gelassen. Dass die Welt zu früh und nicht zum richtigen Zeitpunkt erschaffen wurde, erkennt man an Adam und Eva. Kaum waren sie da, da musste man sie wieder vertreiben. Kaum hatten sie Kinder, brachte der eine Bub den anderen um. Das waren noch keine Bayern. Das waren erst Preußen. Er hätte halt noch ein wenig warten sollen. Aber etwas vom Bayern hat er schon, der Liebe Gott. Als er die Welt erschaffen hatte, sah er an, was er gemacht hatte, und siehe, es war gut. Ein typisch bayerischer Charakterzug. Wenn wir etwas machen, BMWs, Weißbier oder Leberkas, schauen wir es an, und siehe da, es ist gut. Denn es gibt nichts Besseres wie was Gutes im schönen Bayernland.

EWH