Eng aneinander geschmiegt stehen sie da, die beiden Körper. Aufrecht und innig, bei Sonnenschein ebenso wie bei Wind und Wetter. Und das gut sichtbar vor dem Eingang eines öffentlichen Gebäudes, an dem Tag für Tag zahlreiche Menschen ein- und ausgehen. Hier ist erfüllt, was Kunst im Freiraum vor einem Gebäude erreichen will: Sichtbarkeit, um den Passanten einen Denkanstoß mit auf ihren Weg zu geben.

Kunstwerke im öffentlichen Raum sind ein Hingucker, schaffen einen Bezug zur Umgebung, wecken Neugier und Freude. Das Schlagwort, für das Künstler und ihre Verbände lange Zeit gekämpft haben und das Gebäude und Kunstwerke wie selbstverständlich miteinander verknüpft, heißt „Kunst und Bauen“. Beide Begriffe begegnen sich dabei auf Augenhöhe und treten in einen Dialog miteinander. Die Begrifflichkeit löst den schon länger verwendeten Ausdruck „Kunst am Bau“ ab, mit dem signalisiert wird: Erst kommt der Bau, die Kunst ist dabei etwas Hinzugefügtes. Wie auch immer man das Kind nennen mag, es hat vielen öffentlichen Bauwerken eine künstlerische Aufwertung beschert: Allein etwa 10.000 Bundesbauten wurden seit 1950 mit Kunst versehen.

Seit fast 100 Jahren gibt es Programme zur Förderung von Kunst an und in öffentlichen Gebäuden in Deutschland. Das preußische Innenministerium machte den Anfang und verfügte in einem Erlass von 1928 die Einbindung von Künstlern bei der Ausstattung staatlicher oder kommunaler Bauten. 1934 wurde in einem weiteren Erlass ein ähnliches Ziel auf gesamtstaatlicher Ebene für Hochbauten verfolgt. Die Regelung behielt der Deutsche Bundestag im Jahr 1950 bei: Demnach war bei allen Bauaufträgen des Bundes mindestens 1 Prozent der Auftragssumme für Werke bildender Künstler vorzusehen. Heute gilt der Leitfaden, den sich der Bund als Bauherr 2005 gegeben und 2012 aktualisiert hat: Bei Bundesbauten werden je nach Umfang des Auftrags 0,5 bis 1,5 Prozent der Bausumme für Kunst aufgewendet.

Kommunale und bisweilen auch private Bauherren erkennen zunehmend das Potential von Kunst im Umfeld eines Bauwerks. So hat der Bezirk Niederbayern sein neues Sozialverwaltungsgebäude in Landshut im Dezember 2020 mit einer Bronzeplastik des Künstlerpaars Michaela und Florian Geissler aufgewertet. Die beiden aufstrebenden Figuren mit dem Titel „Gemeinsam haben wir die doppelte Kraft“ wecken Assoziationen, die auch der Sozialverwaltung zugeschrieben werden: gegenseitige Unterstützung, Gemeinsamkeit, Rückendeckung und Hilfe. Ganz bewusst steht die Doppelfigur nicht auf einem Sockel, sondern lädt die Besucher zum Berühren und Ertasten ein, womit sie sich auch blinden Menschen erschließt.

Eine Übersicht über bildende Kunst im öffentlichen Raum Niederbayerns gibt die Seite www.kunst-niederbayern.de

Veronika Keglmaier
Foto: Veronika Keglmaier