Am östlichen Zipfel der Stadt Landshut, ganz nah beim Dorf Auloh, liegt die Ochsenau. Heute ist die Ochsenau ein Naturschutzgebiet. Früher grasten dort die Ochsen. Daher auch der Name. Auch der Name Auloh hat etwas mit Tieren zu tun. Und zwar mit Schweinen. Ursprünglich hieß es nämlich „Sauloh“. „Sau“ bedeutet: Hier wurde früher eine Menge Schweine gehalten. „loh“ bedeutet, dass dieses Gebiet früher nass und sumpfig gewesen ist. Kein Wunder, denn die Isar, die damals noch sehr wild war, trat ständig über ihre Ufer.

1880 mussten die Ochsen und einige Höfe einem Exerzierplatz für das Schwere-Reiter-Regiment der Max-II-Kaserne weichen. 1936 wurde die Schochkaserne gebaut. Aus der Ochsenau wurde ein Truppenübungsgelände. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten die Amerikaner und später die Bundeswehr bis 1994 das Gelände. Durch all diese Nutzungen im Laufe der Jahrhunderte entstand eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, die ihre Entstehung weitestgehend der Schafbeweidung verdankt. 1999 ließ die Stadt deshalb auch einen Pflege- und Entwicklungsplan samt Beweidungskonzept erstellen und 2001 wurde die Ochsenau Naturschutzgebiet.

Seit 2008 kümmern sich Gebietsbetreuer um die naturschutzfachlichen Vorgaben und Ziele, um der örtlichen Bevölkerung die verordneten Einschränkungen und den hohen naturschutzfachlichen Wert der scheinbar wertlosen Wiesen zu erläutern. Da die Bebauung von 20 Hektaren in der Ochsenau nach 20jähriger Schonzeit Teil des Deals zur Naturschutzgebiet-Ausweisung zwischen der Stadt und dem Bund Naturschutz waren, hat sich jetzt eine brisante politische Diskussion entzündet. Was ist wichtiger: eine satte Kapitalisierung des Baugrundes in Zeiten knapper Haushalte und der Bau einer zukunftsweisenden neuen Siedlung oder die unberührte weiterhin behutsam gepflegte „Natur“? Zumal inzwischen neueste botanisch-zoologische Erhebungen ergeben haben, dass sich deutschlandweit äußerst seltene Arten in der Ochsenau nachweisen lassen. Und deshalb der ursprünglich garantieren Bebauung Europa-, Bundes- und Landesrecht entgegensteht.

Seit letztem Jahr grasen in der Ochsenau auf Initiative des Landschaftspflegeverbandes Landshut vier ungarische Graurinder, die selber vom Aussterben bedroht sind. In einem zunächst für 2 Jahre geförderten Projekt der Regierung von Niederbayern soll erforscht werden, wie sich die Beweidung auf den Pflanzenbestand auswirkt und bei der Bevölkerung Verständnis und Interesse für derartige Beweidungsprojekte gefördert werden.

Früher waren Ochsen ein schmackhafte Nahrungsmittel, ihre wertvolle Haut wurde zur Lederherstellung verwendet und auch über die Nutzung der gewaltigen Hörner profitierte ein ganzer Handwerkerzweig von den Tieren. Vielleicht waren ja die 323 Ochsen, die während der Landshuter Hochzeit 1475 verspeist wurden, ungarische Graurinder. „Nix Gwies woas ma net „– wie man sagt.

HW