Die Römer waren es, bei denen sich unsere Vorfahren das Garteln abgeschaut haben. „Ackerbau betreiben sie wenig, ihre Ernährung besteht zum größten Teil aus Milch, Käse und Fleisch“, schreibt Caesar. Und der römische Historiker Tacitus ergänzt: „Ihre Speisen sind einfach, […] ohne besondere Zubereitung, ohne Gaumenkitzel vertreiben sie den Hunger.“

Die Römer hatten nicht nur pilum und sternum im Gepäck. Viele Gewürze, Obst- und Gemüsesorten sind zusammen mit ihnen in unsere Breiten gekommen; zum Beispiel Gurken, Spargel, Esskastanien, Hopfen, Petersilie, Liebstöckel, Knoblauch, Majoran, Dill und noch viel mehr. Für Kelten und Germanen war das eine Revolution – ein Gaumenwunder.

Trotzdem müssen die Gärten damals noch ziemlich eintönig gewesen sein; nur grün und ab und an einige Farbtupfer, vielleicht Gänseblümchen und ein paar Wiesenblumen. Das änderte sich einige hundert Jahre später. Die Kreuzfahrer brachten nicht nur Reliquien mit, sondern auch exotische Kostbarkeiten. Auf einmal wurden die Gärten bunt. Tulpen und Rosen sind für uns heute selbstverständlich, gezüchtete Massenware. Damals waren sie eine duftende Sensation.

Wieder einige hundert Jahre später setzten die Menschen die Segel. Sie brachen zu neuen Ufern auf. Amerika war für die Europäer ein Schlaraffenland mit vielen unbekannten Pflanzen. Die Dahlie und die Sonnenblume brachten die Eroberer aus Mittelamerika mit, die Fuchsie aus Brasilien, die Kapuzinerkresse aus Peru, Phlox aus Amerika und obendrein Kartoffeln, Tomaten Paprika und Mais. Der Mais war für die Azteken etwas ganz Besonderes. Für den Mais hatten sie sogar eine eigene Gottheit. Und heute? Da machen wir Benzin daraus.

Die Gärten haben sich mit den Jahrhunderten verändert. Neue Pflanzen sind dazugekommen, alte verschwunden: so wie das Seifenkraut nach der Erfindung der Seife unnütz wurde oder der Färberwaid: Färberwaid ist lange nicht so kräftig wie Indigo, aber jahrhundertelang hat man nichts Anderes gehabt und aus seinen Blättern blaue Farbe gewonnen. Heute wächst er, wie das Seifenkraut nicht mehr in Gärten, sondern wild.

Die meisten dieser neuen Pflanzen tragen wohlschmeckende Früchte oder sie erfreuen uns mit prachtvollen, duftenden Blüten. Aber es gibt auch einige blinde Passagiere, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Pflanzen, die für Ökosysteme eine Gefahr sind, die alles überwuchern, weil sie bei uns ideale Bedingungen haben und es keine Schädlinge gibt, die ihnen etwas anhaben können.

Eine dieser Pflanzen, die uns über den Kopf zu wachsen drohen, ist das indische Springkraut oder auch Riesenbalsamine genannt. Im 19. Jahrhundert kam sie nach England, als harmlose Zierpflanze. Bienen und Hummeln sind ganz verrückt nach ihrem Nektar. Also haben die Imker die Riesenbalsamine in Massen ausgesät. Heute wird sie in vielen Ländern bekämpft. In der Schweiz steht sie sogar auf der Liste der verbotenen Pflanzen.

Christoph Goldstein
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