In den Tagen nach Neujahr bis zum Dreikönigsfest besuchen uns traditionsgemäß die Sternsinger. Es sind Ministranten, die als „Heilige Drei Könige“ kostümiert zusammen mit einem Sternträger vor die Häuser treten. Dort bringen sie Segenswünsche dar, beweihräuchern Hauseingänge und Flure und schreiben ihre Segenszeichen mit geweihter Kreide an die Türen: C + M + B. Diese drei Buchstaben wurden im Volksmund lange Zeit als Caspar, Melchior und Balthasar gedeutet. Tatsächlich wird damit aber das lateinische „Christus Mansionem Benedicat“ abgekürzt – übersetzt: Christus segne dieses Haus. Eine schöne Tradition, die zugleich einen sinnvollen Zweck erfüllt, denn für ihre Brauchausübung erhalten die Ministranten Spenden, die wiederum caritativen Projekte in aller Welt zugutekommen. Es waren die Kirchengemeinden, die sich in den Nachkriegsjahrzehnten neu auf die Tradition des Sternsingens besonnen haben. Daraus entstand die heute weltweit größte Solidaritätsaktion von deutschen Kindern für bedürftige Kinder in Entwicklungsländern.

Auch aus den Weihnachtskrippen sind die Drei Könige nicht wegzudenken. Die Literatur spricht einmal von Magiern, ein anderes Mal von Weisen. Jedenfalls war jeder von ihnen himmelskundig und konnte dem Stern von Bethlehem bis zum Geburtsstall folgen. Neben dem inneren Figurenkreis der Krippe mit der Heiligen Familie samt Ochs und Esel, dem zweiten mit den Hirten, zählen die Heiligen Drei Könige zum dritten Kreis des weihnachtlichen Krippen-Personals. Sie symbolisieren die Dreizahl, die bei vielen Völkern als die heiligste gilt. In den Mythen und Religionen kennzeichnet sie häufig göttliche Konstellationen: die ägyptische Dreiheit von Osiris, Isis und Horus; die römische Triade von Jupiter, Juno und Minerva und schließlich die christliche Trinität Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Bedeutung der Dreizahl spiegelt sich auch im Volksmärchen wieder: Stets haben die Helden darin drei Wünsche frei. Und im Sprichwort sind „aller guten Dinge drei“. Die Drei Könige verkörpern sinnbildlich die drei Lebensalter und werden den damals bekannten drei Erdteilen zugeordnet: Der junge Caspar vertritt als Schwarzer Afrika; der greise Melchior ist geschmückt wie ein europäischer König. Bathasar befindet sich in den besten Jahren und repräsentiert den asiatischen Kontinent. Vor dem Hintergrund betrachtet, stehen die zahlreichen Drei-Königs-Darstellungen auch für das friedliche Zusammenleben der Generationen und Kulturen. Diese alte Botschaft trägt kein Verfallsdatum.

MS