Ist der Krach, den ein vorbeirasendes Motorrad macht, Ihr Lieblingsgeräusch? Dann lesen Sie jetzt besser nicht weiter. Denn es geht um akustische Umweltverschmutzung; und zwar um eine der sinnlosesten Arten von Lärm und Krach neben Laubbläsern: Es geht um Motorradlärm.

Auf der einen Seite sind da die Motorradfahrer/innen, deren sehnlichster Wunsch es ist, sich elegant in die Kurve zu legen und dann zu beschleunigen. Auf der anderen Seite sind da die Lebewesen, Mensch und Tier, die von früh bis spät unter dem Jaulen, Knattern und Donnern leiden.

Lärm macht krank, das wissen wir. Und Motorräder sind ja nicht gerade leise. Dezibelmäßig spielen sie in der Kreissägen-Liga, nicht viel leiser als ein Presslufthammer. Deswegen gibt es auch seit 2016 eine Grenze. Sie lautet: 77 dB. Problem gelöst? Im Gegenteil. Die 77 dB gelten für den Standbetrieb. Bei Vollgas zum Beispiel sieht das ganz anders aus. Ruckzuck ist man da bei über 100dB! Deswegen gab es auch vor fast einem Jahr genau dazu eine Initiative im Bundesrat: Motorräder dürfen nicht lauter als 80dB sein; zusätzlich für besonders geplagte Regionen: Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen. Und was ist seither passiert? Nichts. Der Verkehrsminister blockiert und in Bayern sieht es auch nicht besser aus. Ein Minister sagte einmal in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“:

„Man muss nicht alles reglementieren und man muss mal alle fünfe gerade sein lassen. Sonst schleicht sich eine Verbotskultur ein, wo Menschen alles stört, vom krähenden Gockel bis zum Läuten der Kirchenglocken.“

Nun wenn aber der Gockel den ganzen Tag mit einer Stimmgewalt von weit über 100dB krähen würde, dann wäre er doch schon längst heiser, oder? Und Kirchenglocken sind auch nicht so ausdauernd wie Motorräder. Es bleibt also nichts Anderes übrig, als sich selbst darum zu kümmern. So wie in St. Englmar im Bayerischen Wald. Dort hat die Polizei Lärmdisplays aufgestellt, die die Motorradfahrer/innen höflich darauf hinweisen, dass sie zu laut sind. Schon längst gibt es Lärmblitzer. Das funktioniert dann so wie bei der Geschwindigkeitskontrolle, die jeder kennt. Und was auch stimmt: Nicht alle Motorradfahrer sind zu laut. Wie immer im Straßenverkehr gibt es die bösen Buben und die, die einfach nur in Ruhe den Fahrtwind genießen. Trotzdem: Wäre es nicht besser statt aufs Motorrad öfters auf den Drahtesel zu steigen? Das ist nicht nur besser für die Ohren, sondern auch besser für die Wadeln und fürs Klima sowieso.

Christoph Goldstein
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