40 Kinder, davon 32 Söhne und 8 Töchter, soll Babo, der legendäre Gründer Abensbergs, mit zwei Frauen gehabt haben. Angeblich belehnte Kaiser Heinrich II. jeden Sohn des Grafen mit einer eigenen reichsfreien Herrschaft. Tatsache ist, dass eine ganze Reihe altbayerischer Adelsgeschlechter – etwa die Abensberger, die Riedenburger oder die Freudenberger – Graf Babo als ihren Stammvater sahen und sich deshalb durchaus mit Stolz zur Sippe der Babonen zählten.

Ein eindrucksvolles Zeugnis dieses Zugehörigkeitsgefühls ist das drei Meter breite Tafelgemälde „Graf Babo verabschiedet seinen ältesten Sohn Wenzel von Freudenberg“. Es zeigt im Vordergrund linker Hand Babo und seine Frau und rechter Hand seine männlichen Nachkommen. Das Gemälde wurde 1877 von der Stadt Abensberg erworben und hing zunächst im Abensberger Rathaussaal. Zuvor befand es sich in der Pfarrkirche Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg, welche eine Patronatskirche der Herren von Freudenberg war. Es wurde wohl von einem Herrn von Freudenberg in Auftrag gegeben, der damit seine hochherrschaftliche Abstammung unter Bezugnahme der Babonen-Legende vermitteln wollte. Neben diesem Gemälde befinden sich weitere Darstellung der legendären Großfamilie im Besitz des Stadtmuseums Abensberg, darunter ein Triptychon: Das zeigt Babo, seine Frauen und Kinder unter dem Kreuz kniend, während im Hintergrund die Szene aus der Legende zu sehen ist, in der der Kaiser Heinrich II. die Söhne belehnt. Auf den Flügeln ist ein vereinfachter Stammbaum der Herren von Abensberg.

Die erste Erwähnung des kinderreichen Babo findet sich in der zwischen 1168 und 1177 entstandenen Lebensbeschreibung Konrads I., Erzbischof von Salzburg: „Avum habuit Babonem nomine, de cuius lumbis exierunt triginta filii et octo filiae“. Er, Konrad, hatte demnach einen Großvater, aus dessen Lenden dreißig Söhne und acht Töchter hervorgingen.

Es ist bemerkenswert, dass die Legende des Grafen Babo seit fast 850 Jahren lebendige Erzähltradition ist. Sie findet sich nicht nur in einer Reihe von bildlichen Darstellungen wieder, von denen das Abensberger Tafelgemälde das bedeutendste ist, sondern wird auch immer wieder in schriftlichen Quellen erzählt. Aventinus erwähnt Babo in seiner Bayerischen Chronik, entstanden 1522 bis 1531, ebenso wie Theodor Fontane 1862 im ersten Band der Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Dass die Legende allgemein bekannt war, zeigt etwa die Handwerksordnung der Abensberger Hafner aus dem Jahr 1645, welche von den angehenden Meistern verlangte, in Erinnerung an Babo Tongefäße mit einem Inhalt von 32 und 8 Maß herzustellen. Eine besondere Aufmerksamkeit erhielt Graf Babo im geschichtsbegeistertem 19. Jahrhundert. In dieser Zeit sind auch weitere Legenden, etwa dass Graf Babo die Abensberger Stadtmauer seiner Kinderzahl entsprechend mit 32 Rund- und 8 Ecktürme gebaut haben soll, nachweisbar.

Der Stammvater der Herren von Abensberg ist also seit vielen Jahrhunderten Teil des kollektiven Gedächtnisses Abensbergs. Seit nunmehr 142 Jahren ist das Babonengemälde im Stadtmuseum Abensberg das identitätsstiftende bildliche Zeugnis dieser Erzähl- und Erinnerungskultur.

TH