Als Christoph Kolumbus im Jahr 1492 auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien in der Karibik landete, kamen seine Seefahrer zum ersten Mal mit Eingeborenen in Kontakt, die Pflanzenblätter in den Mund steckten und dann anzündeten. Für die europäischen Seeleute war dies ein seltsamer Anblick, doch schon bald brachten sie selbst diese Pflanzenblätter nach Europa. Damit begann der Siegeszug des Tabaks. Das „Tabaktrinken“, so wie man früher zum Rauchen sagte, breitete sich allmählich auf dem alten Kontinent aus. Auf dem Höhepunkt des 30-jährigen Krieges war Tabak alltäglicher Begleiter der umherziehenden und marodierenden Soldateska. Die Staaten der Frühen Neuzeit versuchten jedoch den Siegeszug des Genussmittels zu unterbinden.

Der Grund hierfür war nicht die Gesundheitsschädigung, sondern die Feuergefahr in den damals engen und verwinkelten Märkten und Städten. Anno 1641 wurde in der Stadt Dachau ein Kaminkehrer bestraft, weil sich durch sein fahrlässiges „Tabaktrinken“ ein „Schießrohr“ entzündet hatte und losging. Das Kurfürstentum Bayern erließ deshalb am 22. August 1652 ein Generalmandat, wodurch den „Bauern und anderen gemeinen Leuten“ das Tabaktrinken bei Strafe verboten wurde. Übertretungen des Verbots gab es oft und die Abstrafung der Delinquenten war an der Tagesordnung. Aus den Gerichtsprotokollen der bayerischen Landgerichte und Hofmarken geht hervor, dass vor allem mit Geldstrafen gegen die Delinquenten vorgegangen wurde. Im Jahr 1660 strafte das Landgericht Kling mehrere Personen, weil sie in der Schnaitseer Taverne öffentlich „Tabak getrunken“ hatten. 1664 schrieb man der Äbtissin von Frauenchiemsee, dass sich Isidor, der Sohn ihres Fischmeisters, „des Tabacktrinkens“ enthalten solle. Da der Staat dem Rauchen trotz Verbote und Strafen nicht Herr werden konnte, ging man schließlich bald dazu über, Tabak zu besteuern und damit eine neue Einnahmequelle zu erschließen. Hans Christoph Sittl von Landshut begann im Jahr 1674 dort Tabakpflanzen anzubauen. Anno 1698 machte der Landshuter Hafner Adam Kausl eine Eingabe beim Landshuter Stadtrat, Tabakspfeifen herstellen zu dürfen. Den in den Pfeifen genossenen Tabak verkauften die zahlreichen Krämer in den Dörfern, Städten und Märkten sowie Händler auf den großen Jahrmärkten.

Während des Puderrausches der Rokokozeit war auf einmal der blaue Dunst aus den Pfeifen verpönt und der Schnupftabak eroberte die adeligen Höfe und den europäischen Kontinent. Plötzlich griff die feine Gesellschaft zur Tabakdose. Als einer der größten Schnupfer seiner Zeit und ein begeisterter Sammler von Schnupftabakdosen galt der Preußenkönig Friedrich der Große. Besonders hoch im Kurs stand der Schnupftabak bei der bayerischen Bevölkerung. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich schließlich die fabrikmäßige Herstellung des Schnupftabaks durch und Landshut wurde zur Hochburg der Schnupftabakherstellung. Um 1900 existierten rund 20 kleinere und größere Schnupftabakfabriken in der Isarstadt. Das Aufkommen von Zigaretten und die Entstehung von großen Tabakkonzernen leitete schließlich den Niedergang der zahlreichen Schnupftabakfabriken ein. Heutzutage gibt es in ganz Bayern noch zwei Hersteller von Schnupftabaken: Die Sinzinger Schnupftabakmanufaktur Bernard mit ihrer bis ins Jahr 1733 zurückgehenden Tradition und die Tabakfabrik Pöschl in Geisenhausen. Letztere gilt als der weltweit größte Hersteller von Schnupftabaken.

Mario Tamme
Foto: Stadtarchiv Landshut