Grenzen teilen, Grenzen trennen, Grenzen markieren ein „Bis hierhin und nicht weiter“. Grenzen können aus Zäunen bestehen, aus Bergen, aus Wehranlagen, aus Wasser oder auch gar nicht sichtbar sein. Glücklicherweise sind wir heute von deutlich weniger Grenzen umgeben – der Eiserne Vorhang ist Geschichte, das world wide web verbindet uns über jegliche Schranken hinweg. Trotzdem begleiten uns Grenzen, die wir aber als solche gar nicht mehr wahrnehmen – in Bayern zum Beispiel die Donau. Sie erinnert uns an den Verlauf der Grenzen des Römischen Reichs und ist sozusagen ein natürliches Museum unserer Geschichte. Denn anhand des Donaulimes lässt sich die Entwicklung der Römischen Grenzverteidigung nachvollziehen: von der Einrichtung einer ersten linearen Grenzsicherung an der Donau um 40 n. Chr. bis zur Absetzung des letzten weströmischen Kaisers im Jahr 476 nach Christus, nach der die Soldaten ihren Dienst für Rom quittierten.

Glücklicherweise können wir heute mit dem sogenannten Donaulimes mehr für die Völkerverständigung tun, als an Abgrenzung zu denken. Denn gemeinsam mit Österreich, Ungarn und der Slowakei hat Bayern – der deutsche Abschnitt liegt nur im Freistaat – den Donaulimes als UNESCO-Welterbestätte nominiert. Bei einer erfolgreichen Nominierung wäre der Donau-Limes die erste Welterbestätte, deren deutscher Anteil überwiegend in Niederbayern liegt. Mit einer Entscheidung kann im nächsten Jahr gerechnet werden. Wir dürfen also gespannt sein!

Die Grenzverteidigung zur Zeit des Römischen Reiches ist ein Paradebeispiel für eine symbolische Abgrenzung nach außen: Vom Hadrianswall in Großbritannien über den Obergermanisch-Raetischen Limes in Deutschland bis zum Donaulimes galt es, eine Trennung zwischen Imperium und den umliegenden Territorien sichtbar zu machen und den grenzüberschreitenden Verkehr zu kontrollieren.

Heute, rund 2000 Jahre später, stehen wir vor einer ganz anderen Situation: Aus den ehemaligen Grenzen des Römischen Reichs ist ein völkerverbindendes Element geworden. Mehrere europäische Länder ziehen gemeinsam an einem Strang, um einen fast 1000 Kilometer langen Abschnitt an der Donau mit 164 Arealen an 98 Standorten zu einem grenzüberschreitenden Kulturdenkmal weiterzuentwickeln. Damit vertiefen wir nicht nur die guten nachbarschaftlichen Beziehungen untereinander, sondern stärken den europäischen Einigungsprozess insgesamt!

Vor diesem Hintergrund hat der Donaulimes eine beeindruckende Wandlung hinter sich: von der einstigen Barriere hin zu einer Brücke, die uns und unsere gemeinsamen Anstrengungen für eine gute Zukunft miteinander verbindet.

BS
Bild: Kleinkastell Frauenberg bei Weltenburg – Klaus Leidorf