Normalerweise schätzen wir die direkte Begegnung: das Live-Erlebnis eines Konzertes, das Gespräch in der Pause, die Atmosphäre des Kinosaals, der von duftendem Popcorn erfüllt ist – oder einfach die Stille in einem Museum, die besondere Aura des Objektes. Derzeit ist es jedoch besonders ruhig. Das öffentliche Leben liegt brach. Museen sind geschlossen, Opernhäuser haben dicht gemacht und Konzerte werden abgesagt. Immer mehr Künstler und Einrichtungen suchen deshalb neue, alternative Wege zum Publikum.

Die Corona-Pandemie stellt auf nicht absehbare Zeit unser gewohntes Leben auf den Kopf. Wie man aus der Not eine Tugend macht, weiß der lateinische Kirchenvater Hieronymus: Er hat bereits um 400 v. Chr. einen Ratschlag für uns, der in Zeiten von Corona aktueller denn je ist: Im Schlechten noch etwas Gutes finden.

Mit virtuellen Kulturprogrammen wird Corona getrotzt und Langeweile durch ein neues, virtuelles Miteinander ersetzt. Bei Aktionen wie dem #WirBleibenZuhause-Festival werden Musik und Kultur frei Haus geliefert. Auch die sozialen Medien, wie Instagram, Twitter und Facebook, können angesichts der Krise ihre positiven Seiten zeigen. Es wird dabei nicht nur gesungen oder musiziert, auch Kultureinrichtungen wie Museen bieten virtuelle Führungen durch ihre Ausstellungen an: Unter dem Projekttitel „Museum 4.0“ ist es möglich, Museen und Ausstellungshäuser über neue, digitale Wege zu betreten.

Dabei geht es darum, Museen digital besuchen zu können, wenn sie geschlossen sind und wie digitale Medien genutzt werden können, um einen Museumsbesuch vielleicht noch attraktiver und interessanter zu gestalten. Das reicht von Virtual Reality-Angeboten, über Zeitzeugenberichte bis hin zur Präsentation der eigenen Sammlungsbestände oder über Multimediaguides, die auf das eigene Smartphone heruntergeladen werden können. Mit der App der Veste Oberhaus kann man den Spuren der Ritter und Fürstbischöfe folgen. Das Lenbachhaus in München, das Buchheim Museum in Bernried, die Bayerische Staatsbibliothek oder das Haus der Bayerischen Geschichte stellen Sammlungsobjekte, Zeitzeugenberichte oder Ausstellungen online zur Verfügung. Museen wie das Kunsthistorische Museum in Wien, das Rijksmuseum in Amsterdam, das National Museum of Natural History in Washington D.C. oder das Bode Museum in Berlin, um nur einige zu nennen, bieten virtuelle Rundgänge an. Die derzeit geschlossenen Museen bleiben somit jederzeit erlebbar. Aber letztlich handelt es sich hier „nur“ um digitale Angebote, die als Ergänzung zu betrachten sind. Sie sollen, im Sinne von „Museum 4.0“, Appetit machen, die Originale zu besuchen, wenn die Museen wieder geöffnet haben.

Eine Übersicht darüber, was in den bayerischen Museen zur Zeit digital geboten wird, gibt es im Bayerischen Museumsportal unter: https://blog.museumsperlen.de/kultur-digital/

Bei all diesem wunderbaren Angebot darf man aber nicht vergessen, die Kulturschaffenden zum Beispiel mit Spenden zu unterstützen, denn sie sind es, die unterschiedlichste Angebote frei Haus liefern und damit unseren Alltag bereichern. Die eigenen vier Wände sind in diesen Zeiten nicht mehr bloßer Lebens- und Arbeitsraum, sondern immer mehr Kulturraum.

Mit Sicherheit gibt es viele andere Museen oder Kultureinrichtungen, die ebenso kreative und digitale Angebote bieten. Haben Sie besondere Entdeckungen gemacht, dann teilen Sie diese mit uns. Wir freuen uns über Ihre Vorschläge!

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Grafik: CG