Weithin sichtbar am höchsten Kamm des Isarhochufers liegt das Dörfchen Frauenberg bei Landshut. Über den Ort erhebt sich der schlanke Kirchturm der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung. Die Kirche wurde auf den Überresten einer romanischen Kapelle  zwischen 1470 und 1480 im gotischen Stil neu erbaut. 800 Jahre früher errichtete an diesem Ort der heilige Erhard eine kleine Holzkapelle.

Wie aber kam der heilige Erhard, der aus Südfrankreich stammt, ins damals wilde Niederbayern, nach Frauenberg?

Erhard war ein Wandermönch und Gründervater zahlreicher Klöster; vor allem im Elsass. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts wurde er als Missionsbischof an den Regensburger Hof gerufen. Als er einmal in die Gegend von Altheim bei Landshut kam, brach eine Viehseuche aus und die Bauern flehten um seine Hilfe. Aber alles, was Erhard auch versuchte, es half nichts! Die Bauern wurden ärgerlich und hitzig und Erhard musste seine Beine in die Hand nehmen, wollte er mit dem Leben davonkommen. Die Bauern verfolgten ihn und es blieb ihm nur die Flucht über die Isar. Zu der Zeit war die Isar ein wilder Fluss. In höchster Not, die Bauern waren ihm dicht auf den Fersen, erblickte er auf einmal einen Stein, der seelenruhig auf den Wogen der Isar dahin trieb. Erhard nahm all seinen Mut zusammen, sprang in den Fluss, klammerte sich an den Stein und der trug ihn sicher über die Isar. Voller Dankbarkeit nahm er den Stein mit sich und gründete unweit von der Stelle, an der er an Land gelangte, die Kirche Frauenberg. Und rechts neben dem Kirchenportal an der südlichen Außenmauer lehnt heute noch immer derselbe Stein, der den heiligen Erhard vor vielen hundert Jahren wohlbehalten über die Isar getragen hat.

In Erinnerung an den hl. Erhard werden jedes Jahr am 8. Januar in Frauenberg mit ganz alten Formen Erhardibrote gebacken und gesegnet, um Menschen und Tiere vor Krankheiten zu schützen.

Nehmen wir diese schöne Legende nicht wörtlich um sie nicht zu zerstören. Nehmen wir einfach an, der hl. Erhard ist auf wundersame Weise seinen Verfolgern entkommen. Und wahrscheinlich hat er dabei eine der mehr oder weniger gefährlichen Furten benutzt, die damals über die Isar führen. Denn an derselben Stelle, die der hl. Erhard benutzte, überquerte auch knapp 200 Jahre später der hl. Wolfgang die Isar, als er sich auf den Weg zu dem nach ihm benannten Wolfgangs-See bei Salzburg gemacht hat, um dort fortan als Einsiedler zu leben.

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