Ingolstadt, 1554: Gerade mal 23 Jahre ist er alt, da bricht er auf um ganz Bayern zu kartographieren. Den Auftrag hat er von Herzog Albrecht V. Um wen geht es? Um Philipp Apian. Schon mit 11 Jahren studiert er an der Universität in Ingolstadt. Als sein Vater stirbt, tritt Philipp mit 21 Jahren seine Nachfolge als Professor für Mathematik und Astronomie an der Universität in Ingolstadt an. Schon zwei Jahre später bricht er zusammen mit seinem Bruder Timotheus zu dem großen Abenteuer auf. Ganze sieben Sommer brauchen sie. Im Winter ist das Reisen schlicht unmöglich. Aber auch im Sommer verzweifeln sie. Schlechte, staubige Wege, reißende Flüsse, dunkle Wälder, furchtbare Herbergen, geplagt von Bettwanzen, Flöhen und Wegelagerern schlägt sich Phillip durch Ober- und Niederbayern, die Oberpfalz, Salzburg, die Voralpen und den Bayerischen Wald. Schwaben und Franken kommen erst gut 250 Jahre später zu Bayern dazu. Jeden Quadratzentimeter Bayerns vermisst Philipp Apian. Und das mit den einfachsten Mitteln. Es ist eine Qual. Und da stürzt auch noch Philipps Bruder bei Miesbach vom Pferd und stirbt. An dieser Stelle errichtet er ein Kreuz für den Bruder. das Kreuz gibt es heute noch. Dessen Standort hat er exakt in die Karte eingezeichnet.

Aber Philipp ist nicht nur vom Pech verfolgt. Auf einem seiner Vermessungsstreifzüge in Rosenheim lernt er seine spätere Frau Sabina Scheuchenstuel kennen. Nach neun Jahren ist es endlich soweit: die Karte ist gezeichnet. Sie ist riesig. 5×5 Meter groß, im Maßstab 1:45.000. Der Herzog ist hocherfreut. Kein anderes Land in Europa hat so eine genaue Karte! Und das ist viele, viele Jahre so! Noch Napoleon benutzt sie für die Eroberung Bayerns. Erst im 19. Jahrhundert gibt es genauere Karten.

Wie ging es mit Philipp Apian weiter? Als Protestant war er in Bayern nicht gern gesehen und als Mathematiker, der das katholische Weltbild widerlegte, wonach die Erde den Mittelpunkt des Universums bilden solle, schon gar nicht. Er musste schließlich seines Glaubens wegen aus seiner Heimat Ingolstadt fortgehen. Er ging an die Universität nach Tübingen. 1589 ist er dort  gestorben. Er liegt in der Stiftskirche St. Georg, mitten in der Altstadt begraben.

Und seine große Karte? Lange Jahre hängt sie im Treppenhaus der Bibliothek des Herzogs (heute Staatsbibliothek). Mit den Jahren wird sie immer unansehnlicher und löchriger. Schließlich soll Franz Xaver Pusch eine Kopie machen. Fünf Jahre braucht er dafür. Nach Puschs Tod wird das Original, mittlerweile ganz von Mäusen zerfressen verbrannt. Heute hängt eine Replik von Puschs Kopie im Treppenhaus der Staatsbibliothek in München. Wenn Sie sich Philipp Apians Karte ansehen wollen, dann brauchen Sie aber nicht nach München zu fahren. Folgen Sie einfach diesem Link: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MAP-000000HBKSF15B00?view=lvg&lang=de

Christoph Goldstein
Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Timotheuskreuz#/media/Datei:Warngau_Timotheuskreuze.JPG