Emmer, Dinkel, Einkorn – das sagt den Leuten wieder etwas! Die alten Getreidesorten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in Zeiten von Glutenallergie und sonstigen Lebensmittelunverträglichkeiten. Die so genannten Urgetreidesorten sind gesund: Sie enthalten viele Mineralstoffe und Vitamine, Einkorn hat zudem einen hohen Gehalt an Carotinoiden – Farbstoffe, die Erkrankungen wie Krebs, Rheuma oder Alzheimer vorbeugen sollen. Nicht nur beim Getreide, auch bei Obst und Gemüse findet im Zuge eines aktuellen Verbrauchertrends ein Umdenken statt. Mehr und mehr Menschen legen Wert darauf, ihre Lebensmittel aus regionalem Anbau zu beziehen, ausgestattet mit intensivem Geschmack statt mit Pflanzenschutzmitteln.

Wem der Einkauf am Wochenmarkt oder im Bioladen nicht ausreicht, kann dank bundesweiter Initiativen selbst aktiv werden, so auch in Niederbayern: Im Zuge einer solidarischen Landwirtschaft formiert sich aktuell etwa das „Regionalkollektiv Landshut“. 2019 fand die offizielle Gründung dieser Genossenschaft statt, die interessierten Menschen aus dem Landkreis Landshut ökologische Lebensmittel aus der Region zugänglich machen möchte. Dahinter steckt die Idee einer solidarischen Gemeinschaft aus Verbrauchern und Erzeugern: Die Genossenschaft pachtet oder kauft landwirtschaftliche Flächen und bewirtschaftet sie mithilfe fest angestellter Landwirte und Gärtner. Derartige Projekte unterstützen die Verbraucher dabei, ihre Nahrungsmittelversorgung selbst in die Hand zu nehmen und mitzuplanen, was angebaut wird. Die Ernte wird untereinander verteilt. Auch das gesellschaftliche Miteinander kommt dabei nicht zu kurz: Setzlings-Tauschpartys, gemeinsame Einkochaktionen oder Veranstaltungen zu ökologischer Landwirtschaft und guter Ernährung schaffen Treffpunkte für die Genossenschaftsmitglieder.

Ein neues Projekt des Bund Naturschutzes in Bayern zeigt die Herangehensweise an nachhaltige Landwirtschaft von einer anderen Warte: Die Plattform „A.ckerwert“ will Verpächter von landwirtschaftlichen Flächen ermutigen und unterstützen, Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Pachtvereinbarungen aufzunehmen. Hintergrund ist, der Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzflächen zu Lasten von Bodengesundheit und Artenvielfalt etwas entgegenzusetzen. Zugleich führe – so der Bund Naturschutz – der gesellschaftliche Umbruch auf dem Pachtmarkt zu einer Entfremdung von Besitz und Verantwortung, denn mittlerweile gehören viele Grundbesitzer bereits zu einer Erbengeneration, die kaum mehr Bezug zum Land und dessen Bewirtschaftung hat. Das Projekt will Landverpächtern ihre Mitverantwortung und den Gestaltungsspielraum bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen bewusst machen. Mit einem fairen Pachtpreis können Verpächter den Landwirten ermöglichen, die Bewirtschaftung naturschonend zu gestalten. Ganz bewusst sucht das Projekt dabei den Austausch, Dialog und Konsens zwischen den Belangen des Naturschutzes und den Interessen des einzelnen Landwirts. Die Lösungen sollen allen Beteiligten gerecht werden und für Verpächter, Pächter und Natur ein Gewinn sein.

Der Trend zur ökologisch verantwortbaren Mitgestaltung setzt sich fort. Jeder einzelne kann ihn mitgestalten.

VK