Jedes Jahr am 15. August wird in katholisch geprägten Regionen Maria Himmelfahrt gefeiert. Hierzu werden im Vorfeld Kräuter gesammelt, zu einem Bund geflochten und anschließend in der Messe geweiht. Dieser Brauch hat sich auch sprachlich niedergeschlagen: Das Fest wird auch Maria Würzweih oder Büschelfrauentag genannt.
Der Ursprung dieser Verbindung kann darin ausgemacht werden, dass Maria als „guter und heiliger Acker“ benannt und verehrt wird und Kräuter nicht nur wild wachsen, sondern auch vom Menschen kultiviert werden. Der oftmals starke Duft der Kräuter findet sich ebenfalls im christlichen Glauben wieder. Im Hohelied 2,1 heißt es, Maria sei eine „Blume des Feldes und Lilie in den Tälern“. Des Weiteren wird im christlichen Glauben, der das Fest spätestens seit dem 7. Jahrhundert feiert, auf den besonderen Duft verwiesen, als Christus Maria in den Himmel führte. Beim Öffnen Ihres Grabes seien zudem nur Rosen vorgefunden worden.

In Hinblick auf Ihre überlieferte Symbolik ist bei diesem Brauch die Auswahl und Anzahl der Kräuter von besonderer Bedeutung. Die gängigste Anzahl ist entweder 7 als Zahl der Schöpfungstage, Tugenden und Sakramente oder 9 als dreifache Wiederholung der Heiligen Dreifaltigkeit. Daneben werden aber beispielsweise auch 12 für die Anzahl der Apostel und die Stämme Israels oder 14 Kräuter für die heiligen 14 Nothelfer gebunden. Ebenfalls möglich sind Potenzierungen dieser symbolträchtigen Zahlen (24, 72 oder gar 99).
Häufig gebrauchte Kräuter sind Königskerze, die in der Regel das Zentrum des Büschels ist, Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Schafgarbe und Rainfarn. Diese historisch als Heilpflanzen gebrauchten Kräuter sind heutzutage nicht mehr allesamt gängig, wie der als giftig eingestufte Rainfarn zeigt. Strenge Beschränkungen bei der Auswahl und Zusammenstellung der Kräuter gibt es indes nicht, weshalb z. B. auch Gemüse, Blumen oder Getreide hinzugefügt werden kann.
Nachdem die Kräuterbüschel geweiht sind, bringt man sie für gewöhnlich im Herrgottswinkel oder Dachboden des Hauses oder im Stall an. Je nach Zusammensetzung des Büschels wurde dieser aber auch als Tee aufgekocht, dem Vieh ins Futter oder dem Saatgut fürs kommende Jahr beigemischt. Mit dem Brauch wurde also immer göttlicher Schutz, Heilung und/oder Fruchtbarkeit erbeten.

Angesichts der diesjährigen deutschlandweiten Dürre- und Hitzewelle, die voraussichtlich für enorme Ernteschäden sorgen wird, und des Klimawandels sollten sich die Menschen aber besser nicht nur auf die Wirkung der geweihten Kräuterbüschel verlassen und sich ehrgeizige Ziele im Senken der CO2-Emissionen setzen.

LS