Warum ist der 15.8. ein Feiertag? Eigentlich steht von einer Himmelfahrt Marias gar nichts im Neuen Testament. Warum also binden wir oder kaufen wir Kräuterbuschen und gehen in die Kirche? Der eigentliche Grund hat ganz viel mit Politik zu tun; mit Kirchenpolitik: Der 15.8. war schon bei den Römern ein Feiertag: und zwar Teil der Feriae Augusti, Augustusferien könnte man sagen. Die Feriae Augusti waren etwas ganz Besonderes. Das ganze Römische Reich feierte zu Ehren des ersten römischen Kaisers Augustus drei ganze Tage lang. Und warum? Vom 13. bis zum 15. August 29 v. Chr. feierte Augustus seinen endgültigen militärischen Sieg über Antonius und Kleopatra in der Seeschlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr. Actium liegt an der Nordwestküste Griechenlands. Antonius und Kleopatra konnten fliehen und zogen sich nach Alexandria zurück. Aber Augustus setzte ihnen nach und besiegte sie Anfang August 30. v. Chr ganz und gar. Der Sieg von Augustus beendete den römischen Bürgerkrieg. Dieser war ausgebrochen, weil im Triumvirat, das Caesars Nachfolge antreten sollte, jeder der drei nach der Herrschaft über das Römische Reich griff. Versucht haben es alle drei; Augustus hat es geschafft. Und von da an waren diese drei Tage Mitte August ein einziges großes Fest, das an den Triumph des Kaisers Augustus erinnern sollte. Später, als der Sieg des Augustus schon etwas zurücklag, machte man aus den drei Tagen einen und es blieb nur der 15. August übrig. Aber jetzt kommen wir endlich zur Kirchenpolitik und Maria Himmelfahrt! Ungefähr 500 Jahre nach Augustus setzte sich das Christentum immer mehr durch. Das heidnische Fest am 15. August war den Bischöfen im Wege. Und so machten sie aus den Feriae Augusti einfach Maria Himmelfahrt. Das hat sich überall durchgesetzt. Bloß in Italien hat das mit dem Verdrängen der Feriae Augusti nicht ganz geklappt. Dort heißt der Feiertag am 15. August immer noch Ferragosto. Anstatt in die Kirche zu gehen, feiern die Italiener am Strand, essen trinken und machen Urlaub. In vielen Orten gibt es auch ein großes, beeindruckendes Feuerwerk.

Zum Schluss ein Tipp für Menschen, die es am 15. August weder in die Kirche, noch in die Ferien zieht: Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594) hat für Maria Himmelfahrt eine seiner schönsten Messen komponiert. Das Tolle daran: Allein die Musik ist so wunderbar, dass man ganz schnell vergisst, dass es eine Messe ist.

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Christoph Goldstein
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