Für den Erhalt von Denkmälern finden sich viele Argumente: geschichtliche, künstlerische, städtebauliche, wissenschaftliche oder volkskundliche. Neben ihrem kulturhistorisch-künstlerischen Wert sind Denkmäler häufig ortsbildprägend oder charakteristisch für eine bestimmte Gegend. Nicht nur die Heimatpflege erfreut sich an der Ästhetik vergangener Baustilepochen und spricht gerne von identitätsstiftenden Bauten. Auch der Tourismus wirbt mit Kirchen, Schlössern, historischen Altstädten, malerischen Bauernhäusern und verweist auf die Sehenswürdigkeiten seiner angebotenen Destinationen.

Neben alledem kann der Erhalt eines alten Hauses auch eine zutiefst menschliche, sprich persönlich-emotionale Seite besitzen: Wie viele Denkmaleigentümer haben sich schon zur Sanierung ihrer Immobilie entschlossen, weil darin bereits ihre Vorfahren ihr Leben gestalteten und dieses Erbe fortgeführt werden will?

Es gibt also viele dieser sogenannten „weichen“ Aspekte, die für die Denkmalpflege bzw. die Bewahrung historischer Bauten sprechen.

Aber ein ganz wesentliches Argument greift in der denkmalpflegerischen Debatte noch immer zu kurz: das Einsparungspotential durch die Denkmalpflege bzw. denkmalpflegerische Instandsetzungen. In Zeiten des Klimawandels und des Gebots der Nachhaltigkeit muss uns dieses Thema in Zukunft mehr interessieren.

Wir wissen doch mittlerweile, dass Bauen und Wohnen zu den rohstoff-, energie- und abfallintensivsten Bereichen überhaupt zählen:

  • Über 90 Prozent aller mineralischen Rohstoffe gehen in der Bauindustrie auf. Die Bundesrepublik Deutschland ist weltweit einer der größten Verbraucher mineralischer Rohstoffe.
  • Mehr als ein Drittel unseres Energieverbrauchs entfällt auf den Gebäudesektor, der damit ebenso viel Co2-Ausstoß verursacht.
  • Über die Hälfte des Abfalls in Deutschland produziert das Baugewerbe, weil das Material, das bei Abbrüchen anfällt schlecht oder gar nicht verwertet wird.

Mit jeder Neubaumaßnahme wird „Graue Energie“ verbraucht. Damit bezeichnen wir jene Energie, die benötigt wird, um zum Beispiel ein Haus zu bauen. Von der Bodenplatte bis zum Dachfirst benötigt jedes Bauteil eine bestimmte Menge an Energie für die Herstellung, Lagerung, den Verkauf, Transport, seine fachgerechte Verbauung oder – im Falle eines Abbruchs – für seine Entsorgung. Diese aufzuwendende Energie übersteigt nicht selten jene Energiemenge, die nach Fertigstellung eines Hauses während seiner gesamten Nutzungsdauer verbraucht wird.

Im Umkehrschluss heißt das auch, dass die Energiebilanz alter Häuser gar nicht so schlecht sein kann – selbst dann, wenn sie technisch nicht auf dem neuesten Stand und nach heutigen Maßstäben wenig energieeffizient sind. Abgesehen davon kann man in solchen Fällen bei anstehenden Instandsetzungen stets nachrüsten. Aber für jeden Balken, der im Dachstuhl bereits verbaut ist, muss kein Baum geschlagen und mit Maschinen bearbeitet werden. Für jeden Ziegel, der bereits vermauert wurde, muss kein neuer gebrannt und erst antransportiert werden. Der „Rohbau“ steht ja quasi schon.

Es sind genau solche Aspekte, welche die ökonomische und ökologische Bilanz alter denkmalgeschützter Bausubstanz aufwerten. Darüber gilt es in Zukunft vermehrt zu reden, denn ihre ideellen Vorzüge sind hinlänglich bekannt.

Maximilian Seefelder