„Es strömt, glitzert, sprudelt und heilt. Wasser ist das Lebenselexier in Niederbayern“ – so wirbt der Tourismusverband Ostbayern e.V. in einer aktuellen Broschüre für das Thermenland im niederbayerischen Bäderdreick. Ja, gesegnet wäre unsere Heimat schon mit diesem Lebensmittel und Elixier für Mensch und Natur. Eigentlich. Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille: „Bayerns Bäche brauchen Hilfe“ postuliert der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in seinem Mitgliedermagazin: „Seit einigen Jahren sehen wir vermehrt austrocknende Bäche, und bekommen fallende Grundwasserstände zu spüren.“ Soll die EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllt werden, müssen von 10.000 km an naturnahen Gewässern allein in Bayern bis 2028 verbessert werden. Nicht einmal ein Drittel der Fließgewässer sind aktuell in einem guten oder sehr guten Zustand. Dazu kommt, dass ein Großteil der Quellen und Gewässer eingefasst, verbaut und begradigt sind. Darüber hinaus mindern Schadstoffe aus Industrie und Landwirtschaft die Wasserqualität.

Um das Grundwasser in Niederbayern ist es speziell in den Gegenden mit erhöhter Schweinemastdichte schlecht bestellt. Immer tiefere Schichten müssen von den Brunnen erreicht werden, um der Bevölkerung einwandfreies Trinkwasser anbieten zu können. Und mangelnde Niederschläge lassen die Grundwasserstände beständig sinken. Starkregen fließt oft ungehindert ab, weil die verdichteten Böden oder die Fichtenwälder die Wassermengen nicht schnell genug aufnehmen können. Schwammstädte und -dörfer sind ein Lösungsvorschlag, das Wasser Speicherflächen zurückzuhalten, auch in der Region: Das Amt für Ländliche Entwicklung in Landau beispielsweise bietet zum Thema „Schwammdorf – wassersensible Dorfentwicklung“ fachliche und finanzielle Hilfe an.

Doch es gibt auch weitere positive Entwicklungen: Die Regierung von Niederbayern hat gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt Landshut für das Schutzgebiets-Netzwerk „Natura 2000“ in sieben Teilgebieten von Loiching bis Ettling LIFE Natur-Projekte geplant und z. T. bereits umgesetzt. In Landau und Dingolfing erfreuen sich die Menschen jetzt an renaturierten Isarstränden und bisher ungekannten Bade- und Erholungsmöglichkeiten. Erlebnispfade bieten zusätzlich Aufklärung über Zusammenhänge, seltene Arten und den Sinn der Investitionen.

In Landshut sind in Kooperation von Stadtwerken, der Bezirkshauptstadt, der Firma Uniper und dem Wasserwirtschaftsamt sieben ökologisch wirksame Maßnahmen zur biologischen Durchgängigkeit umgesetzt. So hofft man, die rein technisch umgesetzte Zähmung des einstigen Wildflusses zum einbetonierten hochwasserfesten Gerinne teilweise wieder rückgängig machen zu können. Die Auen werden durch gezielte Öffnung von Deichen als natürliche Rückzugsräume reaktiviert. Fischtreppen ermöglichen wieder notwendige Wanderbewegungen und tödliche Sohlschwellen sind inzwischen zu freundlicheren Sohlrampen umgebaut, so können paddelnde Kanuten und mutige Schwimmer sie wieder ungehindert nutzen. Die Wasserqualität der Isar bei Landshut ist inzwischen so verbessert, dass das Schwimmen für Geübte gefahrlos möglich und eine kostenlose Alternative zum Schwimmbadbesuch ist.

Jetzt ist zu hoffen, dass durch Aufklärung und finanzielle Unterstützungsprogramme auch Niederbayerns Gewässersysteme inmitten der Kulturlandschaft künftig vermehrt ein Rückzugsort für bedrohte Pflanzen- und Tierarten werden können, wenn auch sie vorbildlich naturnah rückgebaut sind. Denn Hochwasserschutz, die Pufferung von Starkregenereignissen für Trockenphasen und Artenschutz hängen unmittelbar zusammen.

Weitere Infos zum Thema Schwammdorf: https://klimachancen.bayern/file/f3d95f1d-aa07-497d-85ea-29054451d547.pdf

Helmut Wartner
Fotos: H. Baumgartner und Tobias Lermer (LPV Landshut)