Fenster gewähren uns den Kontakt zur Außenwelt: Sie sorgen für die Zufuhr von Licht und Frischluft, informieren mit der Sicht nach draußen über ankommende Besucher und ermöglichen den Blick ins Grüne. Umgekehrt gelten fensterlose Räume als Orte der Isolierung, bisweilen sogar der Folter. Beim Fensterln wiederum nutzt ein junger Mann besagtes Fenster, um seiner Angebeteten heimlich einen Besuch abzustatten. Anstatt der Haustür nimmt er lieber den direkten Weg zu seinem „Maderl“ – er „fensterlt“, um der Entdeckung durch die Mitbewohner zu entgehen.

Heute, in Zeiten der Corona-Pandemie, nutzen viele Menschen virtuelle Fenster. Nicht umsonst heißt eine ursprünglich von der Firma Microsoft entwickelte Benutzeroberfläche „Windows“, die für viele ein Fenster in die digitale Welt ist. Auch zahlreiche Künstler und Kulturschaffende haben nach der Schließung von Theatern, Museen und Konzertsälen schnell reagiert und kulturelle Angebote geschaffen, die im Internet verfügbar sind und eifrig genutzt werden. Doch nach Wochen der Abschottung sehnen wir uns trotz aller Online-Angebote nach persönlichen Begegnungen. Eigentlich wollen wir endlich das Fenster zur analogen Welt wieder öffnen.

Dem kommt eine charmante Kultur-Aktion entgegen, die dem Wunsch nach Live-Auftritten entspricht und dabei die für Künstler so notwendige Interaktion mit dem Publikum ermöglicht. Unter dem Titel „Kultur vor dem Fenster“ bieten die Städte Fürth, Landshut und Nürnberg, sowie demnächst auch Erlangen, auf Initiative des freischaffenden Künstlers Marc Vogel und der Webentwicklerin und Musikerin Katja Lachmann eine Plattform für Künstler an. Diese können von Privatpersonen, Hausgemeinschaften oder Institutionen für einen Auftritt vor deren Fenster gebucht werden. So werden Kulturschaffende unterstützt, die derzeit hohe Verdienstausfälle haben, und Kulturliebhaber kommen in den Genuss einer exklusiven Vorstellung. Ein paar Spielregeln gilt es dabei zu beachten: Das Angebot ist den Künstlern vor Ort vorbehalten und die Auftritte finden im Stadtgebiet auf privatem Grund und im Freien statt. Das Publikum wahrt den gebotenen Abstand und hört auf Balkonen, am Fenster oder auf der Terrasse zu. Die Künstlergruppe darf aus maximal drei Personen bestehen – also alles ganz Corona-konform. So wird das Fenster zum verbindenden Element zwischen drinnen und draußen, zwischen Alltag und Kunst, zwischen Vortrag und Freude. Kultur vor dem Fenster gibt es bereits in Fürth, Landshut und Nürnberg.

https://www.kultur-vor-dem-fenster.de

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Foto: Stephan Rebel, Bearbeitung: Katja Lachmann