Schon vor über 5.000 Jahren haben in China die ersten Menschen die Wasserkraft für sich entdeckt: zur Bewässerung ihrer Felder oder Betreibung von Mühlen. Die Wasserkraft war die erste Energiequelle, die sich der Mensch zunutze gemacht hat. So schaffen es z.B. die Norweger, über 100% ihres Strombedarfs allein durch Wasserkraft zu erzeugen und können den Überschuss exportieren. In Bayern erzeugen rund 4.000 Kleinwasseranlagen mit einer Nennleistung von unter 500 Kilowatt nur weniger als 1 % des Stromverbrauchs, versorgen damit aber immerhin rund eine Million Haushalte mit dieser erneuerbaren Energieform.

Nach der Veröffentlichung des sog. „Osterpakets“ zum erneuerbaren Energiegesetz befürchteten viele Besitzerinnen und Besitzer von kleineren Wasserwerken um das Ende ihrer Anlagen. Denn ab 2023 sollte die bisherige Förderung für jede erzeugte Kilowattstunde wegfallen. Die Besitzerinnen und Besitzer argumentierten, dass sie sich bei einer notwendigen Modernisierung der teils recht alten Anlagen einen Weiterbetrieb nicht mehr leisten können. Die Kürzung der Vergütung der Kleinwasseranlagen wurde im Parlament dann auch nicht verabschiedet.

Was sind die Nachteile dieser kleinen Anlagen und damit ein Grund für das Auslaufen der Förderung? Sie sind ein z.T. erheblicher Eingriff in sensible Ökosysteme, eine ökologische Barriere für Tiere aller Art – vom Fisch bis zu Kleinstlebewesen –, sie sorgen für Geschiebeablagerungen zum Nachteil der Fischfauna und zerstören Lebensräume. Veraltete Turbinen löschen das Leben von empfindlichen Fischarten aus. Besonders schädlich sind die Querbauwerke – davon gibt es in der BRD 215.000, also alle 700 Laufmeter an Bächen und Flüssen: tödliche Wanderhindernisse für die Gewässertierwelt.

Und die Vorteile? Die Wasserkraft ist (bisher) fast unbegrenzt verfügbar, sie liefert an 4.800h im Jahr bei Wind und Wetter, bei Tag und Nacht zuverlässig „sauberen“ Strom aus erneuerbaren Quellen; bei geringem Schadstoffausstoß bietet sie z.T. auch Hochwasser- und Trinkwasserschutz.

Wie sieht die Zukunft aus? Um die Nachteile zu minimieren, sorgen in allen bayerischen Bezirken sog. Fischereifachberater mit entsprechenden Auflagen für eine ökologische Aufwertung bisheriger Anlagen, wenn alte Nutzungsrechte verlängert werden sollen. In mühsamen Verhandlungen geht es dabei um den Einbau von Fischtreppen für durchgängige Wandermöglichkeiten, den Einbau von Luft-Turbine, die Fische schonen, erhöhte Restwassermengen und eine ökologische Aufwertung durch den Rückbau von Barrieren. Und das Angebot vielfältiger Lebensräume von Flachwasserzonen bis zu Fischunterständen – möglichst harmonisch in die Umgebung eingebettet.

In Zeichen des rasanten Klimawandels mit fortschreitender Trockenheit gibt es leider immer weniger Wasser in unseren Bächen und Flüssen. Und wenn es wolkenbruchartig regnet, lässt sich diese Flut nicht in Energie umsetzen. Damit fallen einige der Argumente der Befürworter in Zukunft weg. Dafür gibt es neue Überlegungen, künftig Strom aus Abwasserkanälen zu gewinnen: dezentral und nah am Verbraucher – ohne zusätzliche Eingriffe in Natur und Landschaft.

Helmut Wartner
Foto: Helmut Wartner