Die Auer Dult aus der Vogelperspektive (Foto: Klaus Leidorf)

Viele Volksfeste finden ihren Ursprung in Kirchweihen und Gedenktagen an Heilige. Diese wurden stets liturgisch gefeiert, aber auch weltlich begangen. Als Jahrmärkte oder Dulten entfalteten sie im Lauf der Jahrhunderte ihr profanes Eigenleben und erfreuen sich bis heute großen Zulaufs.

„Dult“ ist eine in Bayern gebräuchliche Bezeichnung für Messe oder Jahrmarkt. Einst fanden diese im Jahreskalender besonderen Ereignisse nach der Messfeier auf und um den Kirchplatz herum statt. In Zeiten ohne Warenhäuser und Onlinehandel erfüllten die Dulten einen wichtigen Zweck. Wie bei den Weihnachts- oder Christkindlmärkten deckte die Bevölkerung an solchen Markttagen nach dem Kirchgang ihren Warenbedarf: Stoffe aus Baumwolle und Seide, modische Kleidung, Schuhwerk, Porzellan, seltene Gewürze, Spezereien und Sonstiges, was man selbst nicht herstellen konnte.

Mit ihrem Warenangebot halten die Fieranten die alte „Standl-Tradition“ auch auf den modernen Volksfestplätzen hoch, während neben Bierzelten, Schießständen und Losbuden immer waghalsigere Fahrgeschäfte die Besucher anzulocken versuchen. Dennoch erliegen viele von uns dem Charme der zünftigen Dult-Händler, welche ihre Produkte ebenso lauthals wie gekonnt anpreisen.

Die wohl populärste Dult in Bayern findet dreimal jährlich im Münchner Stadtviertel Au am Mariahilfplatz statt. Es ist die „Auer Dult“, die im Frühjahr als Maidult, im Sommer als „Jakobidult“ (St. Jakob, 25. Juli) und im Herbst als Kirchweihdult abgehalten wird. Die „Jakobidult“ lässt sich auf dem heutigen Sankt-Jakobs-Platz bis in das Jahr 1310 zurückverfolgen, ehe sie Kurfürst Karl Theodor 1796 in den Vorort Au verlegen ließ. Der „Auer Dult“ ist mittlerweile ein großer Kunst- und Antiquitätenmarkt angegliedert; ferner gilt sie als größter Geschirrmarkt Europas.

Auch anderen Städten sind neben ihren Oster- und Pfingstdulten ihre Herbstdulten und Kirchweihfeste sprichwörtlich „heilig“, z. B. den Augsburgern seit 1276 die Michaelidult (St. Michael, 29. September), den Landshutern seit 1339 die „Barthlmädult“ (St. Batholomäus, 24. August) oder den Salzburgern der ebenfalls seit dem Mittelalter gefeierte „Rupertikirtag“ (St. Rupert, 24. September). Genauso halten viele kleinere Städte und Orte regelmäßig im Jahr ihre Frühjahrs- und Herbstvolksfeste ab: die Abensberger feiern ihren auf der Wallfahrt zu St. Gilgen (Hl. Ägidius, 1. September) begründeten Gillamoos seit 1583 vor den Toren der historischen Altstadt. Die Mainburger berufen sich mit ihrem Gallimarkt auf St. Gallus (16. Oktober) und eine gut sechshundertjährige Tradition.

Volksfeste, Kir(ch)messen, Dulten und Märkte zählen zu den beliebtesten Freizeitangeboten in Deutschland. Knapp 10.000 solcher Feste mit weit über 170 Millionen Besuchern werden jährlich bundesweit abgehalten. Bemerkenswert ist, wie viele davon aus alten Warenmärkten an christlichen Heiligengedenktagen hervorgegangen sind.

MS