Im Landkreis Landshut spricht man überwiegend von den „Aiglbial“, in den Landkreisen Straubing-Bogen und Regen von den „Ha(o)ibal“ oder „Ha(o)iwal“ und in den Landkreisen Rottal-Inn und Passau von den „Hoabal“ oder „Hoawal“. In den Landkreisen Kelheim und Freyung-Grafenau kommt neben „Hoabal“ und „Ha(o)ibal“ jeweils in den nordwestlichsten und nordöstlichsten Gebieten noch der Begriff „Schwarzbial“ dazu. Unabhängig davon, wie sie genannt werden, erfreuen sich Heidelbeeren nach wie vor hoher Wertschätzung. In botanischer Hinsicht lässt sich zwischen heimischen Heidelbeeren und auf amerikanischer Genetik beruhenden Kulturheidelbeeren unterscheiden. Die heimischen Wildheidelbeeren haben gänzlich dunkel gefärbtes Fruchtfleisch, kleinere Früchte und schmecken intensiver als Kulturheidelbeeren. Im Handel werden fast ausschließlich letztere zum Kauf angeboten.

Da Heidelbeeren sehr gut auf dem sauren Boden der hiesigen Wälder wachsen, könnte man einfach ausschwärmen, suchen und die Körbe voll machen. Viele Menschen schrecken hiervor aber zurück, weil sie Angst vor dem Fuchsbandwurm oder der radioaktiven Verstrahlung seit dem Reaktorunglück in Tschernobyl haben. Das ist schade, weil sich besagter Wurm durch das Erhitzen während der Saft- oder Marmeladenherstellung leicht abtöten lässt und laut Bundesumweltministerium bei normalen Verzehrmengen keine gesundheitliche Gefährdung durch die Radioaktivität zu befürchten ist.

Weitaus fleißiger gesammelt wurde noch gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Oberpfalz sorgten die Heidelbeeren zu diesen Zeiten sogar für ökonomischen Aufschwung: Der im niederbayerischen Auerbach geborene Dr. Adolf Pfannenstiel arbeitete in Regenstauf als Apotheker und begann 1878 mit der Produktion von Heidelbeerwein unter dem Markennamen D’ Schwarzbeer Resl. Das Etikett von Pfannenstiels damaligem Produkt, das eine glückliche Heidelbeer-Sammlerin mit prall gefülltem Korb zeigt, verklärt die Wirklichkeit. Die sogenannten „Beerenweiberl“ waren in früheren Zeiten nämlich oftmals arme Frauen, die sich durch das Sammeln und anschließende Hausierengehen Geld dazuverdienen wollten. Dr. Pfannenstiel war mit seinem Heidelbeerwein so erfolgreich, dass er den Einwohnern der Umgebung einen lohnenden Nebenverdienst schuf und die Produktion 1885 in eine große Fabrikhalle verlegen musste. Seinem Vorbild folgend sollen in dieser Zeit mehrere hundert Heidelbeer-Keltereien neu entstanden sein. Dass Heidelbeerwein auch im Privaten erzeugt wurde, belegt der Roman Herbstmilch der niederbayerischen Bäuerin Anna Wimschneider. Sie berichtet, dass Sekt und Wein bei ihr Zuhause unbekannt waren, ihre Tante jedoch Heidelbeerwein hergestellt hat.

Vielleicht haben ja auch Sie schon einmal einen Heidelbeerwein getrunken, ohne sich dessen bewusst zu sein: Manche Besitzer von Glühweinständen auf regionalen Christkindlmärkten ziehen den Heidelbeerwein nämlich dem sonst üblichen Rotwein vor.

LS