Dieses Jahr hat sich die landwirtschaftliche Fachwelt, ohne Volksmassen und ohne bumsvolle Messestände, im Netz getroffen.

Nach der traditionellen Auftaktveranstaltung der Kritiker und Umweltverbände, unter dem Motto „wir haben es satt“, ging diesmal das zuständige Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft medial in die Offensive: Die Anzeigen-Kampagne unter dem Titel „Smart for life – unsere Ernte, unser Leben“ zeigt eine top moderne Maisernte im Luftbild: Eine Drohne über ausgeräumter Flur ohne Baum, Strauch oder Rain und eine maskierte Verbraucherin, die mit blauem Einmalhandschuh eine Apfelsine hält (oder ist es doch eine perfekte Tomate?). Was bedeutet das? Ohne Drohnen keine Zukunft, ohne Maismonokulturen kein Leben, ohne globale Landwirtschaft keine vollen Regale?

Die zuständige Bundesministerin beklagt heuer, dass die Kritiker*innen Jahr für Jahr mit ihren Protesten in dieselbe Kerbe schlagen: Nachhaltigkeit sei selbstverständlich, aber eben nur Schritt für Schritt, im gemächlichen Tempo, auf dem Dienstweg. Doch sie, und die sie unterstützenden Agrarkonzerne, samt Bauernverband, scheinen das ständig zunehmende Unbehagen der bundesdeutschen und bayerischen Bevölkerung mit den herrschenden Zuständen in Feld und Flur immer noch nicht registriert zu haben.

Natürlich geht es nicht um eine Rückkehr zu „Bullerbü-Zuständen“ mit Kühen und Ferkeln auf Stroh, die übrigens in früheren Imagekampagnen gerne Pate gestanden haben. Aber der Mensch nimmt den Tieren jedes Jahr mehr Raum weg. Immer mehr Tierarten sterben aus oder sind davon bedroht. Langsam kommt der Klimawandel auch in der Landwirtschaft an: Die Böden sind überdüngt, sauberes Grundwasser wird knapper. Was ist die Lösung? Immer mehr Tiere? Immer größere Ställe?

Es gibt auch positive Beispiele: Gerade die jüngeren Landwirte sind es, die neue Wege gehen. Ein Beispiel ist die syntropische Landwirtschaft. Syntropisch bedeutet nichts Anderes als „miteinander“ und „zusammen“. Bei dieser Form der Landwirtschaft geht es darum, Monokulturen zu vermeiden. Dünger und Pestizide spielen überhaupt keine Rolle. Die Felder sind von Grünstreifen, Hecken und Bäumen durchzogen. Sie schützen den Boden vor Winderosion und liefern gleichzeitig organischen Dünger. Grundsätzlich geht es dabei um ein nachhaltiges Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur. Dieses Zusammenspiel noch mehr zu pflegen, wäre das nicht ein guter Vorsatz für das Jahr 2021?

Helmut Wartner
Foto: Klaus Leidorf, BMEL