Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat Mitte September alle am Thema Interessierten im Landkreis Landshut in den neuen Geschichtsboden für eine mehrstündige Informationsveranstaltung nach Vatersdorf eingeladen, um ein neues Projekt vorzustellen: die Erfassung von Elementen der Kulturlandschaft auf einer neuen Website. Die rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten sich zunächst unter der Leitung des Bucher Heimatforschers Hans Schneider auf die Spuren eines von ihm entdeckten Altweges. Dabei sprudelte er in seiner unverwechselbaren At vor lauter Geschichten, Anekdoten aus seiner Kindheit und historischen Fakten. Jahrelang versuchten die beamteten Vertreter im Staatsarchiv ihm weiß zu machen, dass es sich bei dem vermeintlich von ihm entdeckten Weg einer historischen Karte „um einen Kartenknick“ handelt. Aber Schneider hatte recht: zahlreiche Spuren in Wald und Flur rund um Vatersdorf und Buch am Erlbach weisen darauf hin, dass er eine tolle Entdeckung gemacht hat. Und so könnte er jetzt mit Hilfe des neuen „tools“ dieses Wissen anhand einer Eingabemaske in die digitale Kulturlandschafts-Karte Bayerns einpflegen.

Im Zeitungsinterview sagte einer der Verantwortlichen des Landesvereins, der eigens für das Projekt engagierte Landschaftsplaner Thomas Büttner, u.a. auf die Frage, welche historischen Spuren z.B. vom Verschwinden bedroht seien: „Alte Wege sind oft bedrohte Elemente. Früher gab es viele Fußwege in der Landschaft, weil man zu Fuß von einem Ort zum anderen gegangen ist, zur Kirche, zur Schule etc. Man hat einfach den kürzesten Weg gesucht. […] Wie mit einer Kirche, die immer weitergebaut wird, ist es auch mit Kulturlandschaften: Die verändern sich, müssen sich verändern. Am schlimmsten ist es, wenn Dinge aus fehlendem Bewusstsein verschwinden.“

Um das zu verhindern, können die Informandinnen und Informanden jetzt ihr gesammeltes Wissen ehrenamtlich hochladen. So entsteht ein „digitales Landschaftsgemälde“. Man kann die Dinge wie alte Lehmgruben, Hohlwege, Marterl u.ä.m., die man in der Landschaft gesehen und erforscht hat, eintragen, Fotos hochladen und das Gesehene beschreiben.

Dabei helfen auch die zahlreichen bereits vorhandenen Informationsquellen wie z.B. der Bayern-Atlas mit einem aktuellen Luftbild, den dort eingetragenen Biotopen, geschützten Denkmälern oder sehr feinen Höhenlinien, die oft Hinweise auf im Gelände kaum sichtbare ehemalige Kulturschätze offenbaren.

Thomas Büttner sagt zu Recht: “Heimat ist für mich da, wo man ankommt, wo man angenommen wird, wo man im sozialen Diskurs mit Menschen steht. Dieser Diskurs entsteht, indem man mit den Menschen redet und ihnen zuhört. Und das ist gar nicht staubig, sondern unglaublich bereichernd.“

Es bleibt zu hoffen, dass das neue, von der EU mit LEADER-Mitteln geförderte Projekt, auch mit den in den Naturschutz- und Denkmalschutzverwaltungen vorhandenen Datenbanken verknüpfbar ist.

Nähere Infos unter: www.kluturlandschaftsforum-bayern.da und www.erfassung.kulturlandschaftsforum-bayern.de

Helmut Wartner
Foto: Klaus Leidorf