Der Isarlauf war über Jahrhunderte hinweg eine wichtige Verkehrsader und das Floß das Verkehrsmittel erster Wahl zum Transport schwerer Güter wie Holz und Baumaterial. Mit dem Floß wurde über das ganze Jahr hinweg gefahren, wenngleich als Hauptjahreszeit für eine Floßfahrt die Monate zwischen der Fastenzeit bis zum Juni galten. In den Wintermonaten Januar und Februar waren wetterbedingt hingegen nur vereinzelt Flöße unterwegs.

Wie hoch der Floßverkehr auf der Isar war, verdeutlichen uns aus Wolfratshausen überlieferte mittelalterliche Mautrechnungen: Demnach schwammen im Jahr 1477 2884 Flöße und im Jahr 1496 sogar 3639 Flöße durch die oberbayerische Flößerstadt. Auf den Flößen wurden vor allem Holz und Baumaterialien isarabwärts transportiert. Regensburger Fernhändler ließen südtiroler und italienische Weine vom Oberland bis nach Landshut auf Flößen bringen, um sie dann auf Fuhrwerken umzuladen und in die Reichsstadt zu bringen. Die Flöße dienten jedoch nicht nur zum Warentransport, sondern auch zur Personenbeförderung. Im 17. Jahrhundert kamen die Ordinari-Fahrten auf. Mit ihnen wurden die Flößer verpflichtet, an bestimmten Tagen in der Woche Personenfahrten anzubieten. So konnte man die gesamte Isarstrecke von Mittenwald bis nach Deggendorf über ca. 260 km fahren und über die Donau bis nach Wien weiterreisen. Die Flößerei galt als ein hartes Handwerk. Viele Flößer konnten überhaupt nicht schwimmen. Laut den Aufzeichnungen eines Landshuter Ländhüters kamen im Jahr 1844 insgesamt 653 Flöße mit Kalk, Gips, Brettern, Holzkohlen oder Holzmöbeln wie Tölzer Schränken und Truhen, Stühlen und Tischen in die Stadt. 1847 waren es dann 788, im Jahr 1852 917 und im Jahr 1857 sogar 1600 Flöße. Ihren Höhepunkt erreichte die Isarflößerei im Jahrzehnt zwischen 1860 und 1870. Danach trat die Eisenbahn ihren Siegeszug an. Sie verdrängte schließlich den Waren- und Personenverkehr mit Flößen restlos. Heutzutage ist die Isarflößerei nur noch ein Freizeitvergnügen auf dem Stück zwischen Wolfratshausen bis zum Floßkanal München-Thalkirchen.

Flößerszene in unbekannter Landschaft. Historischer Verein für Niederbayern, Nr. 2034.

Mario Tamme