Die Bina ist ein kleiner Bach südlich von Vilsbiburg. Früher hieß sie „Pyna“. Das ist keltisch. An einem Westhang in unmittelbarer Nähe zur Bina und der Wallfahrtskirche St. Salvator liegt das „Schandlfilz“. Im Bayerischen Wald und Oberbayern sind Filze Hochmoore, die bei niedrigen Temperaturen, erhöhten Niederschlägen und schlechter Wasserabfluss entstehen. Hier handelt es sich eher um Quellwasseraustritte am Hangfuß, die im Lauf der Zeit zu einer solchen Vernässungen geführt haben. Selbst die Flurbereinigung konnte diesem sumpfigen Gelände nichts anhaben. Die Entwässerungsgräben um den gut ein Hektar großen, seit 1986 gesicherten schützenswerten, Landschaftsbestandteil laufen auch heute noch Richtung begradigte Bina. Einst war die Fläche eine komplett unbewaldete Weide für Kühe und Pferde. Das gute Quellwasser floss, in einem Brunnen gefasst, im natürlichen Gefälle bzw. pumpenfrei, bis zum Ortsmittelpunkt. Die seit 1820 im Ort ansässige Familie Schandl betrieb damit bis vor Jahrzehnten auch eine Brauerei samt Wirtshaus – heute mit die größten historischen Gebäude in Binabiburg, die die Eigentümer denkmalgerecht erhalten.

Die Biotopkartierung beschreibt diese Restfläche inmitten der ausgeräumten Fluren ohne Kenntnis der Vorgeschichte „als naturnahe Hecke (60%), naturnahes Feldgehölz (25 %), Feuchtwald incl. degenerierte Moorstandorte (10 %) und feuchte/nasse Hochstaudenfluren (5 %).“ Im Frühjahr finden sich hier noch vereinzelt Schneeglöckchen, Buschwindröschen, Scharbockskraut, viel Giersch, Brennnesseln und Schilf. Bei den Gehölzen dominieren Schwarzerlen. Daneben wachsen auch Eschen, Birken, Traubenkirschen und an den steilen, trockeneren Stellen Stiel-Eichen. Für Singvögel und Spechte ist dieser Flecken Erde ein willkommener Rückzugsort und Lebensraum.

Wer dorthin einen kleinen Ausflug machen will, der sollte sich die Zeit nehmen und die nahe gelegene Wallfahrtskirche „Zu unserem heiligen Herrn“ St. Salvator zu besuchen. Einfach den Herzogsweg nehmen, der einst von Landshut Richtung Burghausen führte. Der geschichtsträchtige Hohlweg mit seine steilen von mächtigen Eichen dominierten Flanken ist ebenfalls als Naturdenkmal geschützt. Der Legende nach soll einst ein Pferd in einem Wacholderbusch eine Hostie aufgespürt und sich fortan nicht von der Stelle gerührt haben. Es entstand eine Kapelle zu Ehren des Erlösers und oberhalb des einstigen Burgstalls mit Feste und später 1856 abgebrochenen Schlosses 1710 die heute tiptop renovierte Barockkirche. Der fantasiebegabte Kupferstecher Michael Wening hat sie im selben Jahr bereits portraitiert, obwohl damals erst der gelegt war. Das zentrale Deckengemälde des Eggenfeldener Anton Scheitler zeigt das einstige Hostienwunder.

Helmut Wartner
Foto: Helmut Wartner