Auf der neuen Online-Plattform „Bayerns Dialekte Online“ kann man in die große Dialektvielfalt Bayerns eintauchen. Bei der Entdeckungsreise durch die Inhalte findet man bekannte und weniger bekannte Wörter und kann sich über den (eigenen) Dialektwortschatz informieren. Beispielsweise dass ein „Brestling“ aus Niederbayern dasselbe ist wie eine „Ananas“ in Schwaben und beides eine Erdbeere meint.

Unter bdo.badw.de versammeln sich die drei Dialektwörterbücher „Bayerisches Wörterbuch (BWB)“, „Fränkisches Wörterbuch (WBF)“ und „Dialektologisches Informationssystem von Bayerisch-Schwaben (DIBS)“, die allesamt an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt sind. In der BDO präsentieren sie ihre Forschungsergebnisse gemeinsam in Form von Artikeln und Einzelbeispielen, die über verschiedene Suchmöglichkeiten abgerufen und zusammengestellt werden können. Möglich ist nicht nur die Suche nach einem Stichwort (z.B. Brestling), sondern auch nach Bedeutungen (z.B. Erdbeere), grammatischen Kategorien (z.B. Substantiv), einzelnen Regionen (z.B. Niederbayern), Landkreisen oder Orten. Die Ergebnisse kann man sich entweder als Text oder auch auf einer Karte anzeigen lassen.

Wer es einfacher haben will, kann auch über die Wortwolke auf der Startseite von BDO direkt in die Datenbank einsteigen. Die vorgeschlagenen Wörter sind einzeln anwählbar und aus allen drei beteiligten Projekten mithilfe eines Zufallsgenerators entnommen. Sobald man die Seite neu lädt oder auf den entsprechenden Button klickt, entsteht eine neue Wortwolke mit völlig anderen Wörtern. Die präsentierten Forschungsergebnisse beruhen überwiegend auf Spracherhebungen wie Umfragen per Fragebogen. Befragt wurden Leute, die in Bayern leben und Mundart sprechen. Beteiligt waren bisher insgesamt weit über 15.000 Mundartsprecher/-innen. Zusätzlich fließt Fach- und Mundartliteratur ein wie die Werke von Michael Kollmer, Emerenz Meier oder Max Peinkofer, beim Bayerischen Wörterbuch außerdem historisches Quellenmaterial z.B. aus alten Urkunden. So sind insgesamt etwa 17 Millionen Mundartbelege zusammengekommen, die von der Redaktion zu Artikel zusammengefasst werden. Ein Beispiel: Vorstellbar wäre, dass sich jemand über die vielfältigen Mundartausdrücke im Bereich der Spiele informieren möchte und die Bedeutung „spielen“ recherchiert. Die Suche liefert zahlreiche Ergebnisse aus allen drei Wörterbüchern und enthält u.a. das bairische Wort „brändeln“ (mundartlich „brandln“ ausgesprochen). Wenn man das Ergebnis anklickt, gelangt man zum Wortartikel „brändeln“ aus dem Bayerischen Wörterbuch, der mit der Grundbedeutung ‘brenzlig, angebrannt riechen, schmecken‘ beginnt, die u.a. durch einen Beleg aus Griesbach im Rottal veranschaulicht wird: „ma riachts scho vo da Weitn, daß brennt hat, weis brandld“. Auch eine Redensart findet sich hier: „do branntlz“, sagt man in Tittling (Landkreis Passau) scherzhaft, wenn man Barbier, Friseurin und Bartscherer gemeinsam antrifft. Nach einer Reihe von weiteren Bedeutungen landet man schließlich beim Spiel „brändeln“: „eine Art Kartenspiel … wobey man eine Anzahl Stiche ansagt, die man machen will“ (so lautet eine Auskunft aus dem Bayerischen Wörterbuch von J.A. Schmeller).

Wenn Sie selbst Bairisch sprechen, können Sie gerne beim Bayerischen Wörterbuch mitmachen! Bitte melden Sie sich hierfür auf der Kontaktseite des Projekts. Denn Ihre Sprachkenntnisse bilden die Grundlage der Wörterbucharbeit und sind daher von unschätzbarem Wert.

Andrea Schamberger-Hirt
Foto: BDO