1992 hat die schwedische Forscherin Christina Dalhede die Fleischversorgung großer Städte in Deutschland vom Spätmittelalter bis zur frühen Neuzeit untersucht. Das Schlachtvieh bestimmt für die bedeutenden Städte wie Augsburg, Ulm, Nürnberg, München, Landshut und Straubing kam auf den Ochsentriebrouten aus der ungarischen Tiefebene. Die Ochsen, in Herden mit ca. 120 Tieren, wurden über Wien, Linz, Schärding quer durch das südliche Niederbayern nachweislich über den Zeitraum ab Mitte 14. Jh. bis Mitte 17. Jh. bis nach Straßburg getrieben und geschlachtet.[1]

Eine der Triebrouten führte über Niederpöring: Das präzise geführte Rechnungsbuch von 1588 bringt damit Licht in das Geschehen auf der Mautbrücke von Niederpöring: Von Mai bis Oktober wurden insgesamt 15.744 ungarische Ochsen, wenige Kühe und Magerschweine in Herden von durchschnittlich 120 Tieren über die Brücke vermautet. Die Rechnung zeigt genau, an welchem Tag für wieviel Tiere von welchem Händler der Brückenzoll bezahlt wurde. Die Händler sind namentlich mit Herkunftsort aufgeführt. Damit lassen sich die Zielorte mit den der Anzahl der dorthin vermarkten Ochsen recht gut bestimmen.  Falsch interpretiert haben die Geschichtsforscher Joseph Pamler und Michael Härtl im 19. Jahrhundert die Ochsenstraße bei Aidenbach. Beide haben sie den Römern zugeordnet und als Augustenstraße erklärt. Im Niederbayerischen sind „Ougsnstraß“ und „Augustenstraß“ phonetisch nicht weit auseinander und Römerstraßen, Römerhügel und Römerschanzen gibt es ja sehr viele.

Das Mautbuch nennt die Ochsenhändler Valentin Sexl aus Aidenbach sowie Achatz Niedermeier aus Schärding. Damit kam Licht ins Dunkel mit dem vermögenden Mann aus dem damals blühenden Markt Aidenbach. Geheimnisvoll war bis zur Nennung im Mautbuch die Vita dieses bedeutenden Handelsmannes aus dem Markt Aidenbach. Bei Joseph Pamler, der auf Tausenden handschriftlichen Seiten die Geschichte des Dekanates Aidenbach sehr genau beschrieben hat, findet man an keiner Stelle etwas zum Ochsenhandel. Kein Hinweis auf den Valentin Sexl als Viehhändler, der nachweislich als reicher Mann im Markt Aidenbach, HsNr. 2 zwischen 1560 und 1597 gelebt hat mit familiären Bezug zu Schärding und Nachfahren sogar bis Wien. Im Haus, das dem Valentin Sexl gehörte können wir die in diesem Haus noch vorhandene schöne Holzdecke aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen sehr gut der Zeit um 1588 zuordnen.[2]

Eine der Triebrouten führte gut nachweisbar entweder über die Innbrücke Schärding-Neuhaus bzw. die Furt bei Riedenburg etwas weiter südlich, dann über Engertsham, Höhenstadt, Dorfbach, Ledering und Aidenbach weiter ins Vilstal. Das „Ochsentreiberhäusl“ in Aidenbach und eine Vielzahl von Flurnamen mit „Ochsen…“ belegen diese Annahme. Auch östlich von Niederpöring finden wir wieder eine Reihe von Flur- und Straßennamen, die mit „Ochsen…“ beginnt. Die Triebrouten dazwischen sind noch unbekannt. Eine könnte, nachdem die Vils mit einer Furt bei Mattenham gequert wurde, über die „Hoch- oder Römerstraße“ bis nahe Niederpöring geführt haben. Eine könnte südlich der Vils über Pörndorf, Kröhstorf, Dornach und die Furt von Enzerweis Richtung Niederpöring verlaufen sein. Umfangreiche Hufeisensammlungen bei Bauern zwischen Engertsham und Aldersbach, mit unterschiedlichen Formen teilweise bereits dokumentiert, laden zu weiteren Untersuchungen ein.

Neben Hufeisen existieren aber auch Bildquellen und zwar das das Ochsenbild des Grafen Casimir um 1620-1630 und die Landkarte aus dem Jahr 1564 der Grafschaft von Ortenburg. Das als Original erhalten Bild gemalt von Grafen Casimir von Ortenburg zeigt ungarische Ochsen bei Dorfbach, Markt Ortenburg. Die Karte gibt, schwer leserlich, den Hinweis auf „Ochsenstraße von Schärding“ und des Weiteren „die obere Ochsenstraß“ und „die untere Ochsenstraß“ an.

[1] Eine Beschreibung des Ochsenhandels einschließlich der Triebrouten und Analyse des Mautbauchs von 1588 findet man online in „Deggendorfer Geschichtsblätter 2007; Hans Herbert und Stephan Maidl und 2008; Hans-Heinz Vangerow.“

[2] => www.aidenbach.de => Geschichtsprojekt Joseph Pamler => Stammbuch der Hausbesitzer in Aidenbach => Haus Nr. 2

Nikolaus Arndt
Fotos: Nikolaus Arndt und Ingo Reimer