Die Roteiche (Quercus rubra) ist der Baum des Jahres 2025. Was hat dieser Baum, der in den Nadel- und Laubmischwäldern im Osten Nordamerikas zu Hause ist und dessen Verbreitungsgebiet von den Prärien bis an die Atlantikküste und von der kanadischen Taiga bis zum Golf von Mexiko reicht mit unseren Wäldern hier in Niederbayern und Deutschland zu tun? Zu wenig, denn bei uns kommt der Baum gar nicht so oft vor. Kein Wunder, denn er ist ja in Nordamerika zu Hause. Jedoch ist die Roteiche, da sich die Wälder wegen der gestiegenen Temperaturen verändern müssen, vielleicht der Baum der Zukunft. Er könnte sogar, da er sehr anspruchslos ist, eine Alternative zu den uns weit verbreiteten Kiefern sein, da er sogar auf sandig-lehmigem Untergrund prächtig gedeiht.

Wann ist die Roteiche überhaupt zu uns gekommen?

Vor etwa 300 Jahren ist der Baum, über Frankreich nach Deutschland gekommen. Zunächst wurde die Roteiche vor allem in Parks, Gärten und herrschaftlichen Alleen angepflanzt, als exotische Rarität. Das holz- und forstwirtschaftliche Interesse hat die Roteiche damals noch nicht geweckt. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet sie sich allmählich auch in ganz normalen Wäldern. Heute ist sie in ganz Europa und in Skandinavien, Spanien, Italien, England, dem Balkan etc. weit verbreitet. Aber auch in städtischen Grünanlagen, Parks und auf Friedhöfen ist die Rot-Eiche auch bei uns schon lange nicht mehr wegzudenken und bereichert dort das herbstliche Farbenspiel der Baumkronen.

Wie hoch kann eine Roteiche werden?

Die Roteiche wird freistehend um die 25 Meter hoch, in dichteren Wäldern sogar bis zu 35 Meter. Ihre Krone ist in jüngeren Jahren wie ein Kegel geformt. Bei freistehenden Bäumen entwickelt sie sich mit zunehmendem Alter eher in die Breite. Die größte Roteiche in Deutschland befindet sich in der Nähe von Dresden. Sie steht im Schlosspark von Nöthnitz. Ihr Umfang beträgt fast sieben Meter. Ihr Alter ist leider unbekannt, sie wird aber auch etwa 175 Jahre geschätzt.

Wie kann man eine Roteiche erkennen?

Das auffälligste Erkennungsmerkmal der Roteiche sind ihre langstieligen, recht großen, spitz gelappten Blätter (ungefähr 20 bis 25 cm, gelegentlich auch etwas größer), wobei der Rand der einzelnen Lappen mit unregelmäßig verteilten kleinen spitzen Zähnchen besetzt ist. Im späten Herbst werden die Blätter tiefrot. Deshalb sind sie in den nördlichen Regionen Amerikas zum Großteil an der Farbenpracht des berühmten „Indian Summers“ beteiligt.

Baum der Zukunft?

Als Alleebaum im Ort, aber auch an Landstraßen, ist die Rot-Eiche, weil sie fast gar nicht empfindlich auf Streusalz reagiert, besonders geeignet, auch in Zukunft, denn sie ist überaus trockenheitstolerant und wird mit steigenden Temperaturen gut zurechtkommen. Im Vergleich zur Stieleiche bietet sie jedoch für Insekten keinen so guten Lebensraum, was Untersuchungen der Artenvielfalt in den Baumkronen gezeigt haben. Das Holz der Roteiche ist auch zum Bauen geeignet, zudem als Furnier- und Möbelholz und im Innenausbau. Der größte Vorteil der Roteiche ist aber, dass sie dank der Evolution in ihrer amerikanischen Heimat, Waldbrände in den ausgedehnten, auf sandigen Böden stehenden Kiefern-Kulturen bremsen bzw. stoppen kann. Warum? In breiten, dicht bepflanzten Streifen zwischen den Kiefernbeständen kann die schwer entzündliche Belaubung der Rot-Eichen die Ausbreitung eines Feuers über die Baumkronen verhindern. Die geringe Bodenvegetation sowie die schwer brennbare, dichte Laubstreu unter den Roteichen können die Ausbreitung eines Bodenfeuers stark verlangsamen, sodass mehr Zeit für das Eindämmen des Feuers bleibt.

Helmut Wartner
Foto: Uschi Dreiucker